Wie werde ich zum Experten?
Am Anfang steht die Frage: Was ist überhaupt unter dem Begriff "Experte" zu verstehen? Er stammt ab vom lateinischen Wort expertus und bedeutet schlicht erprobt. Heute wird die Bezeichnung Experte allgemein mit Spezialist, Sachkundiger, Sachverständiger oder Fachmann gleichgesetzt. Wenn heute eine Person als Experte bezeichnet wird, dann geht man davon aus, dass sie auf einem oder mehreren Sachgebieten ein überdurchschnittliches Wissen oder überdurchschnittliche Fähigkeiten und Fertigkeiten hat. Das kann sowohl theoretisches als auch praktisches Wissen sein. Dabei ist die Bezeichnung Experte aber nicht rechtlich geschützt und auch kein Titel, der einem irgendwie verliehen werden könnte, oder für den es eine Ausbildung gibt. Im Grunde kann jeder sich als Experte bezeichnen und deshalb gibt es heute auch viele selbsternannte Experten, die in Wahrheit überhaupt keine sind. Dr. Hubert Steinfeld erklärt dies sehr gut.
Das führt zur eigentlichen Frage, wie man nun zum wirklichen Experten werden kann. Es ist eine Binsenweisheit, dass das nicht von heute auf morgen geht. Um Experte zu werden, braucht man erst einmal viel Energie und außerdem Zeit. Darüber hinaus braucht man Wissen. Das kann durch eine Ausbildung oder ein Studium, aber auch autodidaktisch oder durch lange Praxis erworben sein. Daneben sollte ein Experte noch einige spezielle Eigenschaften besitzen.
Dazu gehören ein gutes Kurz- und Langzeit-Gedächtnis, schnelles und fehlerarmes Arbeiten, die Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen, zu analysieren und die Begabung, die eigenen Leistungen und Fähigkeiten richtig beurteilen zu können. Darüber hinaus sollten Experten auch möglichst objektiv sein. Natürlich haben sie das Recht auf einen eigenen Standpunkt, eine eigene Meinung und sie können auch ihre eigene Interessengruppe vertreten, aber das sollte immer unter Benutzung von Methoden und unter Wahrung von Regeln geschehen, die die Fachmehrheit nutzt und anerkennt. Persönliche Eitelkeiten und Selbstdarstellung passen nicht zu einem echten Experten. Sie machen ihn angreifbar und seine Expertisen zweifelhaft. Auch Fachwissen allein, so profund es sein mag, macht in der Regel noch keinen Experten. Selbst ein Professoren- oder Doktortitel nützt wenig, wenn jemand nicht in der Lage, sein Wissen in verständlicher Form in Reden weiterzugeben. Umgekehrt ist es aber genau so falsch, wenn jemand zwar sehr gut formulieren kann, es aber an Substanz fehlt. Auch mit Kritik und abweichenden Meinungen muss ein wirklicher Experte umgehen können. Er sollte einen weiten Blick (auch über den eigenen "Tellerrand" hinaus) haben, sein Wissen ständig erweitern und auf den Prüfstand stellen.
Neben den genannten Punkten gibt es aber noch etwas, was den Experten ausmacht - er muss bekannt sein und gefunden werden können. Gerade in heutigen Zeit der Medien und des Internets ist es wichtig, "auffindbar" zu sein. Nicht jeder Experte schreibt gleich Bücher oder wird in der Presse oder im Fernsehen befragt und zitiert oder als Sachverständiger in wichtige Gremien berufen. Aber vielleicht kann er Fach-Artikel oder Diskussionsbeiträge verfassen, eine Webseite pflegen oder als Blogger auf den Webseiten seines Spezialgebietes erscheinen. Das trifft besonders dann zu, wenn jemand Experte auf einem Gebiet ist, dass eine der Allgemeinheit weniger bekannte "Nische" darstellt. Weil es hier natürlich verhältnismäßig wenige Fachleute gibt, fällt es um einiges leichter, zum gefragten Experten zu werden.